Auf dem Thakhek Loop

Fahrrad-Weltreise Teil 4: Lockdown in Laos

Mit dem Urlaubär per Fahrrad durch Laos

Was bisher geschah …

»» Fahrrad-Weltreise Teil 1: Von Deutschland in die Türkei
»» Fahrrad-Weltreise Teil 2: Von der Türkei durch den Kaukasus und den Iran in den Oman
»» Fahrrad-Weltreise Teil 3: Corona Ausbruch in Vietnam

Chris und mir fiel ein Stein vom Herzen, als wir Vietnam verließen und in Laos einreisten. Der Gedanke, die angespannte Situation in Vietnam endlich hinter uns zu lassen und ein neues positives Kapitel in Laos zu beginnen, ließ in uns ein Gefühl der Erleichterung aufsteigen.

An der Grenze zu Laos
An der Grenze zu Laos© ferienwohnungen.de

Die glühend rote Sonne verschwand langsam hinter den Berggipfeln und das Licht der letzten Sonnenstrahlen des Tages glitzerte auf der Wasseroberfläche des Flusses, der langsam entlang der Straße floss. Während wir die Bergstraße langsam hinabrollten, sprachen wir einige Stoßgebete, dass die COVID-Situation in Laos entspannter sein würde und dass wir uns hier nicht mehr wie Außerirdische fühlen würden.

Lockdown in Laos: Erste Erleichterung

Ein Typ auf einem Moped erschien zu unserer Linken. Da es unsere erste Begegnung mit einem Einheimischen war, wussten wir nicht wie er auf uns reagieren würde. Wir waren ein bisschen nervös. Unser erster Gedanke war: Bitte! Wenn du nichts Nettes zu sagen hast, dann fahr bitte einfach weiter.

In gebrochenem Englisch fragte er: „Need help?“
Wir versicherten ihm, dass wir keine Hilfe bräuchten.
„Push Lak Sao“, sagte er und zeigte die Straße hinunter.

Wir verstanden nicht, was er meinte, aber im selben Moment stemmte er seinen rechten Fuß hinten an den Fahrradrahmen und begann uns anzuschieben. Mit circa 30 km/h rollten wir die letzten Kilometer in das verschlafene Städtchen Lak Sao.

Lak Sao - Ein verschlafenes Nest
Lak Sao – Ein verschlafenes Nest© ferienwohnungen.de

Als wir an der Hauptkreuzung ankamen, bog er links ab und winkte uns noch einmal mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht zu. Kurz darauf checkten wir in ein lokales Gästehaus ein. Der Besitzer schien glücklich zu sein und als Gäste begrüßen zu dürfen, da er ansonsten fast keine Kunden hatte. Zu unserer Erleichterung zeigte er auch keine Spur von Abneigung uns gegenüber. Gott sei Dank! Die ersten Begegnungen in Laos waren positiv.

Lockdown in Laos: Urlaubär vor dem Eingang zu einem buddhistischen Tempel in Lak Sao
Urlaubär vor dem Eingang zu einem buddhistischen Tempel in Lak Sao© ferienwohnungen.de

Nach einer schnellen Dusche holten wir uns einige Kip (Laotischer Kip = Währung von Laos ) aus einem Geldautomaten und gingen über die Straße zu einem Restaurant. Wir hatten einen Bärenhunger, da unser rationierter Proviant lediglich aus einer Orange und einer Handvoll Cracker bestand. Am Eingang des Restaurants blieben wir kurz stehen und holten tief Luft: Bitte lass uns rein und wenn nicht, dann schrei uns wenigstens nicht an.

Doch nichts dergleichen geschah. Wir setzten uns. Die Kellnerin reichte uns die Speisekarte und wir bestellten eine große Portion gebratenen Reis mit Gemüse. Nichts Außergewöhnliches, aber für uns war es in diesem Augenblick ein Festmahl.

Auf dem Weg zurück zum Zimmer sahen wir eine Gruppe Teenager im Park Fußball spielen. Chris spielte barfuß mit ihnen, bis er Blasen unter seinen Füßen bekam. 😊

Thakhek Loop

Wir planten der Straße 1E nach Thakhek zu folgen und dann im Grunde genommen dem Mekong nach Süden nach Kambodscha zu folgen. Unseren Berechnungen zufolge sollten wir spätestens in drei Wochen in Kambodscha ankommen, einschließlich einiger Ruhetage.

Lockdown in Laos: Auf dem Thakhek Loop
Auf dem Thakhek Loop© ferienwohnungen.de

Uns war nicht bewusst, dass die 1E Teil der Thakhek Loop ist, die Touristen normalerweise mit Motorrädern fahren. Dies fanden wir erst im Laufe des Tages im Gespräch mit anderen Reisenden heraus.

Die Landschaft war spektakulär. Die Straße schlängelte sich durch das Einzugsgebiet des Nam Theun Flusses. Auf dem ersten Drittel der Straße ragten unzählige tote Baumstämme aus dem Wasser, was eine etwas gruselige, aber auch faszinierende Atmosphäre schaffte.

Sonnenuntergang auf dem Thakhek Loop
Sonnenuntergang auf dem Thakhek Loop© ferienwohnungen.de

Nur ab und zu kam uns jemand auf einem Motorrad entgegen, Ziegen weideten am Straßenrand und hinter einer Kurve lag sogar eine Kuh mitten auf der Straße, die nicht im Geringsten daran interessiert gewesen war, sich von dort wegzubewegen. Reisfelder, Kalksteinfelsen durchzogen von Höhlen und Dörfer, in denen die Einheimischen einen traditionellen Lebensstil leben, prägten das Bild der anderen beiden Drittel.

Lockdown in Thakhek

Ein paar Tage später kamen wir in Thakhek an. Mittlerweile hatten wir die unangenehmen Erfahrungen aus Vietnam weitestgehend vergessen, denn wo auch immer wir in Laos hinkamen, begrüßten uns alle mit einem freundlichen „Sabaidee!“ (Lao: Hallo!).

Die vietnamesische Grenze war aufgrund der COVID-19-Pandemie mittlerweile geschlossen. Jetzt berichteten die Medien, dass Thailand dasselbe tun würde und die laotische Regierung kündigte einen Lockdown an. Wie Kambodscha mit der Situation umgehen würde, war noch nicht klar.

Eine Entscheidung musste getroffen werden.
Leichter gesagt als getan. Immerhin ist diese Reise einer von Chris‘ Lebensträumen und er war nicht bereit ihn aufzugeben – und er ist es immer noch nicht. Sturer Bock! Daher war ein Heimflug keine Option.

Laos zu verlassen und die letzte Chance zu nutzen, die Grenze nach Thailand zu überqueren war auch keine Option. Im Grunde genommen waren wir gerade erst in Laos angekommen und zudem unsicher, ob sich unsere Erlebnisse in Vietnam in Thailand wiederholen könnten.

Zudem stand auf der anderen Seite des Mekong ebenfalls ein Lockdown an. Die kambodschanische Grenze war zu weit entfernt, um innerhalb eines Tages dorthin zu gelangen. Selbst wenn wir es schaffen könnten, hatten wir keine Ahnung, wie die Einheimischen dort auf uns reagieren würden.

In Laos fühlten wir uns willkommen und wir waren davon überzeugt, dass der Lockdown und die Reisebeschränkungen maximal drei Monate dauern würden. Keine Wirtschaft kann es sich leisten, für längere Zeit derart runterzufahren!

Rückblickend klingt das etwas naiv …
Aber wer auch immer es damals besser wusste: Ich hoffe, du hast damals eine Wette bei deinem Buchmacher abgeschlossen und bist jetzt stinkreich. 😉

Chris war anzusehen, dass er in einer Art Entscheidungsstarre war. Deshalb unterhielt er sich eine ganze Weile mit Irina, einem anderen Hostelgast, um seine Gedanken zu ordnen. Das Aussprechen seiner Gedanken half ihm, seine Gedanken zu ordnen und letztendlich eine Entscheidung zu treffen: Wir würden in Laos bleiben und die Pandemie aussitzen. Es wird drei Monate dauern! Maximal!

Thakhek - Lockdown Truppe im Hostel
Thakhek – Lockdown Truppe im Hostel© ferienwohnungen.de

Die Tage der folgenden zwei Lockdown-Monate sahen im Prinzip immer gleich aus. Aufstehen, Kaffee trinken, frühstücken, lesen, YouTube schauen, wieder essen, an irgendetwas arbeiten, fit halten, in einer Hängematte im Garten entspannen, Zeit mit den anderen Hostelgästen verbringen und zum lokalen Markt gehen, um Lebensmittel für die nächsten Tage zu kaufen.

Das Abendessen war der Höhepunkt des Tages. „Six Friends“, das kleine Freiluft-Restaurant in der Nachbarschaft, blieb während des gesamten Lockdowns geöffnet und ernährte uns gut. Jede Mahlzeit kostete nur 10.000 Kip (ca. 1 €). Wenn wir es übertreiben wollten, gönnten wir uns für weitere 5.000 Kip drei Kugeln Eis am Stand um die Ecke. 😊

Die örtlichen Gesundheitsbehörden kamen gelegentlich ins Hostel, um bei allen Gästen und Angestellten die Temperatur zu messen. Zudem waren wir angehalten das Hostel so wenig wie möglich zu verlassen – nur für essenzielle Erledigungen. Hierbei mussten wir aber auch einen Mund-Nasenschutz tragen.

Auf nach Kambodscha

Der Lockdown wurde nach zwei Monaten aufgehoben und somit war das Reisen über Provinzgrenzen hinweg wieder erlaubt. Den Nachrichten zufolge war es immer noch möglich, nach Kambodscha einzureisen. Was für eine Erleichterung! Glücklich, die Reise fortsetzen zu können, machten wir uns wieder auf den Weg und radelten in Richtung Süden.

Lockdown in Laos: Weiterfahrt nach Kambodscha
Weiterfahrt nach Kambodscha© ferienwohnungen.de

Nach einem Umweg über das für seinen Kaffee bekannte Bolaven Plateau, erreichten wir nach mehreren Tagen Radelns bei bis zu 45 Grad Celsius die Stadt Pakse. Mit einem Gesundheitszertifikat, Passbildern und 30 Dollar im Gepäck betraten wir das kambodschanische Konsulat, um ein Touristenvisum zu beantragen. Der Konsul warf einen kurzen Blick auf Chris‘ Gesundheitszertifikat und sagte: „Das kann ich nicht akzeptieren. Das Zertifikat muss „COVID-19 negativ“ aussagen.“

Der Urlaubär an einem Wasserfall auf dem Bolaven Plateau
Der Urlaubär an einem Wasserfall auf dem Bolaven Plateau© ferienwohnungen.de

Zurück im Krankenhaus stellte sich heraus, dass es über keine Corona-Tests verfügte und somit auch kein Gesundheitszertifikat dahingehend ausstellen konnte. Was für eine Enttäuschung.

Später, am selben Tag, fanden wir heraus, dass selbst dem Konsulat Fehlinformationen vorlagen und dass eine Einreise nach Kambodscha gar nicht mehr möglich war. Nun waren endgültig alle Grenzen geschlossen und wir offiziell in Laos gestrandet.

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