Auf der Halbinsel Eiderstedt

Facettenreiche Nordseehalbinsel Eiderstedt

Urlaub in Sankt Peter-Ording im Herbst

An der Nordsee ist das Klima bekanntermaßen bestens geeignet, um sich gegen Erkältungskrankheiten zu wappnen. Also nichts wie raus aus der guten Stube, auch wenn es mal stürmt und regnet. Es lohnt sich! Gut geschützt und regenfest eingepackt macht der Strandlauf gegen die Kraft des Windes doppelt Spaß.

Das schleswig-holsteinische Wattenmeer ist einzigartig auf unserem Planeten und von höchster ökologischer Bedeutung unter anderem für den Vogelzug. Im Frühjahr und Herbst lassen sich auf der Nordseehalbinsel Eiderstedt riesige Vogelschwärme beobachten, die hier auf der Durchreise Rast machen und sich Fettreserven für den Weiterflug anfressen.

Karte der Halbinsel Eiderstedt
Karte der Halbinsel Eiderstedt© ferienwohnungen.de

Wir haben uns für drei Wochen in einer gemütlichen kleinen Ferienwohnung einquartiert. Sie liegt am äußersten Rand von St. Peter-Dorf, einem der vier Ortsteile von St. Peter-Ording. Die Lage ist optimal für uns, denn mit dem Mountainbike sind wir genauso schnell im Dorf wie am Strand oder draußen auf dem freien Land.

SPO, wie St. Peter-Ording von seinen vielen Fans, kurz genannt wird, ist ein beliebter Kur- und Urlaubsort mit inzwischen deutlich mehr Feriengästen als Einwohnern. Darauf, dass diese Region mal das Armenhaus der Halbinsel gewesen ist, deutet nichts mehr hin. Denn heute besteht das Städtchen aus vier schmucken Ortsteilen mit vielen Ferienhäusern für jeden Geschmack und Geldbeutel: den reinen Wohnsiedlungen „Böhl“ im Süden und „Ording“ im Norden sowie dem beschaulichen „Dorf“ mit entsprechender Infrastruktur für die Versorgung und dem touristischen „Bad“ mit Dünentherme, Kino, Läden und Restaurants in breiter Vielfalt.

Nördlich davon, jenseits der Tümlauer Bucht, liegt noch der große Sandstrand von Westerhever mit Deutschlands wohl berühmtestem Leuchtturm Westerheversand. Eine einsame Ecke, nur per Rad oder zu Fuß auf langem Weg erreichbar. Und ohne jegliche Versorgung am Strand.

Leuchtturm Westerheversand
Leuchtturm Westerheversand© ferienwohnungen.de

Ganz anders in SPO. Vom Ortsteil „Bad“ aus geht es über eine rund 1 km lange Holzbrücke hinaus auf die vorgelagerte Sandbank, wo drei Pfahlbauten unseren Blick schon von der Seepromenade aus auf sich ziehen. Wie sich herausstellt, eine durchaus originelle Idee, um dem touristischen Bedarf gerecht zu werden. Darin befinden sich nämlich ein Restaurant, die Strandtoiletten sowie die Badeaufsicht. Es sitzt sich wunderbar hier oben in luftiger Höhe mit einem Glas Prosecco beim „sundowner“.

Seebrücke mit Blick auf den Ortsteil Bad (Die Seebrücke verbindet St. Peter-Ording mit der großen Sandbank und überquert die unter Naturschutz stehenden Salzwiesen)
Seebrücke mit Blick auf den Ortsteil Bad (Die Seebrücke verbindet St. Peter-Ording mit der großen Sandbank und überquert die unter Naturschutz stehenden Salzwiesen)© ferienwohnungen.de

Insgesamt fünfzehn solcher Pfahlbauten reihen sich am langen Sandstrand auf, und es ist eine beachtliche Leistung, sie alle hintereinander zu erwandern. Von der „Seekiste“ zur „Strandhütte“ und weiter über die „Arche Noah“ und „Strandbar 54“ bis zur „Silbermöwe“ sind es etwa 12 Kilometer.

Pfahlbau bei Hochwasser (eines der 5 Pfahlbaurestaurants am Strand von St. Peter-Ording)
Pfahlbau bei Hochwasser (eines der 5 Pfahlbaurestaurants am Strand von St. Peter-Ording)© ferienwohnungen.de

SPO glänzt zu Recht mit diesem unendlich erscheinenden Strand, der zu stundenlangen Spaziergängen, zum Strandsegeln und Kitesurfen einlädt, stets mit Augenmerk auf den Gezeitenplan. Der ist nämlich auch dann wichtig, wenn man nicht zum Baden an der See ist. Denn man weiß nie, wo einem beim Strandlauf ein Priel in die Quere kommen und den Rückweg abschneiden könnte.

Sandbank mit den Pfahlbaurestaurants und Kitesurferrn
Sandbank mit den Pfahlbaurestaurants und Kitesurferrn© ferienwohnungen.de

Jedoch bietet diese Ecke Nordfrieslands noch weitaus mehr als nur Meer. Eiderstedt, an dessen Ende SPO liegt, kann mit einigen Besonderheiten aufwarten. Wer hier auf Entdeckungstour geht, wird auch viele schöne stille Winkel entdecken.

Mit etwa 30 km Länge und 15 km Breite ragt die Halbinsel markant in die raue Nordsee. Die Lage zwischen dem Fluss Eider, der Nordsee und dem Heverstrom stellte schon seit jeher eine besondere Herausforderung dar. Im 16. Jahrhundert hat man damit begonnen, die Halbinsel, die einst aus drei Teilen bestand, mit Deichen zu schützen und mit sogenannten Lahnungen Salzwiesen zu gewinnen, die in der Folge zu neu gewonnener Nutzfläche werden, geschützt mit neuen Deichen. Ein solches Stück Land zwischen Deichen wird Koog genannt. Deiche sind also nicht nur entlang der Küste, sondern auch im Binnenland der Halbinsel zu finden. Sie bieten nicht nur Schutz gegen Überflutungen, sondern mit ihren Radwegen gute Ausflugsrouten.

Doch nicht nur das Meer, auch der Fluss Eider stellte eine Bedrohung für die Halbinsel Eiderstedt dar. Das mächtige Eidersperrwerk im Mündungsbereich des Flusses bietet seit 1966 Sicherheit und ist durchaus sehenswert. Mit beeindruckenden Schilden reguliert es den Zu- und Abfluss des Wassers zur Meerseite hin. Ein Stück flussaufwärts liegt Friedrichstadt, auch „Klein-Amsterdam“ genannt, mit seinen Kanälen, auf denen Grachtenfahrten angeboten werden. Das einst von niederländischen Baumeistern erbaute Städtchen mit seinen Wasserläufen ist unbedingt einen Ausflug wert.

Straßenzeile in Friedrichstadt mit Grachten
Straßenzeile in Friedrichstadt mit Grachten© ferienwohnungen.de

Ausflüge aufs Land lohnen sich, egal ob mit dem Auto in die etwas weiter entfernten Hafenstädtchen Husum und Tönning oder per Fahrrad zu den rund 20 Dörfern und ihren Kirchen, deren Türme auf dem topfebenen Land Landmarken darstellen. Auf ausgeschilderten Routen lassen sich alle gut erreichen. Manchmal gibt es noch mehr zu sehen als die Kirche. In Tetenbüll, einem Dorf wie aus dem Bilderbuch, besuchten wir im „Haus Peters“ die ehemalige Hökerei, einen Kaufmannsladen mit originaler Ausstattung.

Weitere Ziele waren Garding mit seiner auf einer künstlich angelegten Erhebung (sog. Warft) liegenden Kirche, Tating mit dem Hochdorfer Garten und einem Haubarg von beeindruckenden Ausmaßen, das Herrenhaus Schloss Hoyerswort oder die Schankwirtschaft Andresen. Diese liegt an der Süderbootfahrt, die zu früherer Zeit eine Treidelstrecke für Warenverkehr war und hier kontrolliert wurde. Von dort stammt der legendäre Eiergrog, den man wirklich mal getrunken haben sollte!

Die Kirche von Tating
Die Kirche von Tating© ferienwohnungen.de

Es lässt es sich prima radeln übers Land. Die Wege sind wenig befahren und super beschildert. Und mit dem Wind im Rücken macht es doppelt Spaß. Wenn man die Route klug wählt bietet sich für den Rückweg nach St. Peter-Ording sogar der Zug von Husum an, der stündlich fährt.

Auch einkehren lässt sich überall prima. Wir staunen immer wieder aufs Neue über mächtige Tortenstücke und eine Vielfalt an hausgemachten Kuchen in den Cafés auf dem freien Lande. Und wir freuen uns, dass es so ist. Schließlich macht radeln ja hungrig.

Auf den Speisekarten der Restaurants spielen neben den Fischgerichten auch Lammgerichte eine große Rolle. Im denkmalgeschützten „Roten Haubarg“ kann man die regionale Küche in passendem Ambiente genießen. Er ist eines der wenigen übrig gebliebenen traditionellen Bauernhäuser, unter dessen Dach sich früher alles befand, geschützt von einer mächtigen Sturmhaube aus Reet. Die gesamte Hofwirtschaft unter einem Walmdach zu vereinen ist eine Bauform, die es ausschließlich auf Eiderstedt gibt. Nicht selten misst die Dachfläche 1.000 qm oder mehr, was den Unterhalt eines solchen Hofgebäudes sehr kostspielig macht. Ein Modell vom Haubarg Hoyerswort ist im Museum in St. Peter-Dorf zu sehen, was allein schon den Besuch dort lohnt.

Roter Haubarg bei Witzwort
Roter Haubarg bei Witzwort© ferienwohnungen.de

Unsere drei Wochen vergingen wie im Flug. Ein Tag ohne Strandlauf war nur ein halber …

Auch auf dem Deich von SPO, der regelrecht zum Spazierengehen einlädt, waren wir oft. Weil der weite Blick herrlich ist: von der Deichkrone über Salzwiesen zur Sandbank und auf der anderen Seite über eine mit Heckenrosen, Laub- und Nadelbäumen, Heide und Strandhafer bewachsene zauberhafte Dünenlandschaft, hinter der sich die Häuser verstecken.

Dünenlandschaft vor St. Peter-Ording
Dünenlandschaft vor St. Peter-Ording© ferienwohnungen.de

Und wenn uns mal nicht nach direktem Wind im Gesicht zumute war? Dann sind wir durch die nach Harz duftenden Dünenwäldchen hinterm Deich geschlendert. Auch das macht dieses Stück Nordseeküste so wundervoll einzigartig.

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