Der Urlaubär am Ufer der Newa mit Blick auf die Eremitage

Mit dem Motorrad rund um die Ostsee

Teil 6 – Russland/Sankt Petersburg

In diesem Teil berichte ich von unserem Weg von Finnland über den Ort Nuijamaa bis an die Grenze zu Russland. Von dort aus bis nach Wyborg und dann über die E 18 bis nach Sankt Petersburg. Nach unserem Aufenthalt im „Venedig des Nordens“ ging es weiter bis nach Narva in Estland (ca. 400 km, eine Unterkunft, 18 bis 22° C, überwiegend trocken und sonnig).

Was bisher geschah …

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»» Teil 2 – Vom Westerwald nach Südschweden
»» Teil 3 – Von Vimmerby durch Mittelschweden nach Norwegen
»» Teil 4 – Helgeland und die Lofoten
»» Teil 5 – Durch Finnland

Bisheriger Verlauf der Motorradreise rund um die Ostsee
Bisheriger Verlauf der Motorradreise rund um die Ostsee© ferienwohnungen.de

Es fällt mir dieses Mal wirklich schwer, die passenden Worte an Euch zu finden! Die Eindrücke, die Russland und die Region Sankt Petersburg (bis 1991 Leningrad) bei mir hinterlassen haben, sind eigentlich unbeschreiblich! Unbeschreiblich schön, groß, golden, prächtig, historisch, modern, jung und vieles mehr. Auch einem Urlaubär bleibt zwar manchmal die Spucke weg, die Worte findet er dann aber doch wieder.

An der Grenze zu Russland
An der Grenze zu Russland© ferienwohnungen.de

Vor alle Pracht hat die Staatenwelt erst einmal eine Grenze gesetzt. Von Finnland aus nahmen meine Reisepartner Ulla und Thomas den kleinen Grenzübergang bei Nuijamaa. Hier hieß es, zirka anderthalb Stunden Geduld haben … bis man an der Reihe war, … bis man fünfmal den Reisepass mit Visum gezeigt hatte, … bis die Motorräder deklariert waren … und bis die Seitenkoffer kontrolliert waren.

Dann war es geschafft und es ging auf sehr guten Straßen durch die Wälder von Russisch-Karelien, wo am Straßenrand viele Einheimische ihre gesammelten Pilze zum Kauf anboten.

Brücke auf der Schnellstraße nach Sankt Petersburg
Brücke auf der Schnellstraße nach Sankt Petersburg© ferienwohnungen.de

Vor St. Petersburg wurde die Straße zur Schnellstraße und führte über eine kilometerlange modernste Brücke mit dem Aussehen eines Walgerippes (Für müde Motorradfahreraugen bei Sonneneinstrahlung eine echte Herausforderung!). Ein Bär im Wal! Komisches Gefühl, sag ich Euch.

Mit Hilfe des Tom-Tom-Navis meiner Exsozia (Garmin hat Russland nicht drauf) überquerten wir Teile der Ostsee, das riesige Mündungsdelta der Newa sowie den Fracht- und Kreuzfahrer-Hafen. Es ging vorbei am neuen Wahrzeichen der Stadt, dem Lachta-Center, mit 462 Metern Höhe Europas höchstem Wolkenkratzer. Es ist die Firmenzentrale des Gaskonzerns Gasprom.

Bei der Einfahrt nach Sankt Petersburg
Bei der Einfahrt nach Sankt Petersburg© ferienwohnungen.de

Dann hieß es abbiegen und hinein ins Zentrum der 6 Millionen-Metropole, denn unsere Unterkunft, ein kleines Apartment, lag mitten in der historischen Altstadt. Die Fahrt durch die Stadt stellte sich entgegen aller Befürchtungen als recht entspannt heraus. Die Fahrbahnen sind sehr breit, das Navi funktionierte bestens und wir waren nicht zur Rush Hour unterwegs. Daher konnten wir die Pracht der gigantischen Altstadt bereits auf uns wirken lassen.

Eine solch große Ansammlung von überwiegend erstklassig restaurierten Palästen aus dem 18. und 19. Jahrhundert hatten wir noch nie gesehen. Die Schäden des Zweiten Weltkriegs durch Bombardierung und 900tägiger Belagerung sind allesamt behoben. Die Altstadt präsentiert sich als Perle der Ostsee und ist nicht umsonst UNESCO-Welterbe.

Im Zentrum verfügen die großen Prachtbauten häufig über einen Innenhof und kleinere Häuser in der zweiten Reihe. So konnten wir unsere Motorräder sicher im abgeschlossenen Hof parken und von dort aus zu Fuß die Stadt erkunden (Ich natürlich von meinem Rucksack-Logenplatz aus. Bin ja ein bisschen gehfaul!).

Parken im Innenhof
Parken im Innenhof© ferienwohnungen.de

Kurz zum Thema Sicherheit: Man hätte die Motorräder auch auf öffentlichen Straßen parken können. Es gab ausgewiesene Motorrad-Parkplätze. Zu keiner Zeit hatten wir ein unsicheres Gefühl, weder als Motorradfahrer noch als Fußgänger oder als Urlaubär. Polizei und Sicherheitskräfte waren präsent, aber im Hintergrund. Auf den Straßen gab es kein Gedränge, überall war Platz genug.

Jugendstil-Eckhaus an der Prachtstraße Newski Prospekt
Jugendstil-Eckhaus an der Prachtstraße Newski Prospekt© ferienwohnungen.de

Allenfalls in den Museen musste man eine gewisse Enge durch größere Touristengruppen, vorwiegend aus Asien, in Kauf nehmen. Aber das sei überall so, meinte meine Chefin.
Um die Sehenswürdigkeiten sind meist große Plätze angelegt, so der Senatsplatz mit dem Reiterstandbild des Zaren Peter des Großen und der Isaaksplatz vor der Isaaks-Kathedrale.

Die Isaaks-Kathedrale am Isaaksplatz
Die Isaaks-Kathedrale am Isaaksplatz© ferienwohnungen.de
Isaaks-Kathedrale: Blick auf den Isaaksplatz von den Kolonnaden
Isaaks-Kathedrale: Blick auf den Isaaksplatz von den Kolonnaden© ferienwohnungen.de

Die Isaaks-Kathedrale ist die größte orthodoxe Kirche von St. Petersburg und die viertgrößte Kathedrale der Welt. Sie hat uns mit ihrer Pracht und der imposanten Kuppel von außen und innen mächtig beeindruckt (Eintritt ca. 6,00 Euro). Vollends sprachlos wurde ich allerdings nach dem Aufstieg auf die Kolonnaden, dem gewaltigen Aussichtsturm der Kathedrale. Nicht, weil ich wegen der 262 Stufen keine Luft mehr bekam, nein, weil mich der Ausblick umhaute! Etwas Schöneres konnte es doch nicht geben oder?

Auferstehungskirche
Auferstehungskirche© ferienwohnungen.de

Doch ich wurde eines Besseren belehrt als ich das Innere der Auferstehungskirche betrat. Hier musste ich erst mal ein paar Bärentränchen verdrücken, so überwältigt war ich von der Schönheit der farbenprächtigen, mit viel Gold verzierten Mosaiken, aus denen der komplette Innenraum der Kirche einschließlich Decken und Gewölben besteht.
Mehr als 7.000 Quadratmeter macht die größte Mosaiksammlung in Russland aus. Die Kirche, auch Blutskirche genannt, wurde zum Gedenken an Zar Alexander dem Zweiten von 1883 bis 1912 errichtet (Eintritt ca. 6,00 Euro).

Innenansicht der Auferstehungskirche
Innenansicht der Auferstehungskirche© ferienwohnungen.de

Ein anderes, aber nicht minder interessantes Bild von der Stadt vermitteln die klassischen Sightseeing-Touren, sei es mit dem Hop On/Hop Off-Bus oder dem Rundfahrt-Schiff, das man ebenfalls in Etappen nutzen kann (Kombiticket für zwei Tage ca. 30,00 Euro). St. Petersburg ist nämlich durchzogen von Kanälen ähnlich wie Venedig oder Amsterdam. Zudem bildet die Newa, ein 74 Kilometer langer Strom, ein großes Flussdelta, so dass viele Sehenswürdigkeiten wie die Peter-und Paul-Festung oder die Rostra-Säulen auf der Wassiljewski-Insel nur über Brücken zu erreichen sind.

Ich sicherte mir also auf dem Sightseeing-Boot einen Fensterplatz und genoss die beschauliche Fahrt vorbei an den alten Palästen und der Eremitage. Hauptsache, ich musste nicht laufen! Foto bitte!

Auf dem Sightseeing-Boot vor der Eremitage
Auf dem Sightseeing-Boot vor der Eremitage© ferienwohnungen.de

Auch an Land kamen meine Exsozia und ihr Thomas mit dem Fotografieren kaum nach, da es ständig neue Motive gab. Ich besah mir derweil im Rucksack das Schauspiel von hinten.

Fotografierende "Exsozia" auf dem Admiralsplatz
Fotografierende „Exsozia“ auf dem Admiralsplatz© ferienwohnungen.de

Von da aus entdeckte ich auch die niedlichen Matrjoschka-Puppen, die ich gleich mit meinem Besuch beehrte. Witzig: In jeder dieser Schachtelpuppen aus Holz steckten immer noch weitere kleinere Puppen gleichen Aussehens! In einer gar 13 Stück! Das war mir dann doch zu viel Girl-Power und ich wandte mich den Luxus-Fabergé-Eiern zu. Die echten Eier sind unbezahlbar! Ein Besuch im Fabergé-Museum war aber schon drin (Eintritt ca. 6,00 Euro).

Urlaubär und Matrjoschkas
Urlaubär und Matrjoschkas© ferienwohnungen.de
Fabergé-Eier
Fabergé-Eier© ferienwohnungen.de

Mann, jetzt hatte ich aber einen Bärenhunger! Der musste dringend gestillt werden. Und da ich als Süßspeisen-Fan bekannt bin, zog es mich in das berühmte Süßwaren- und Feinkostgeschäft Jelissejew auf dem Newski Prospekt, einem Jugendstilbau vom Feinsten. Hier kam ich voll auf meine (nicht geringen) Kosten. Aber auch das Café Singer in derselben Straße ist zu empfehlen. Hier hatte der Nähmaschinenhersteller Singer einst eine Niederlassung. Heute ist es in einen riesigen Buchladen integriert. Nicht weit entfernt steht der historische Einkaufspalast Gostiny Dvor, früher das erste Shopping-Center der Welt, heute ein riesiger Souvenir-Shop.

Innenansicht Feinkostgeschäft Jelissejew
Innenansicht Feinkostgeschäft Jelissejew© ferienwohnungen.de
Leckere Törtchen
Leckere Törtchen© ferienwohnungen.de

Perfekt gestärkt ging es wieder auf ein Boot. Diesmal aufs Schnellboot über die Newa zum Peterhof, der Sommerresidenz von Zar Peter dem Großen. Nach 40 Minuten Fahrzeit erreichten wir das Prachtschloss, das mich mit Wasserspielen, goldenen Statuen und prächtigen Stuckverzierungen schon von außen sehr beeindruckte.

Der Urlaubär vor Schloss Peterhof
Der Urlaubär vor Schloss Peterhof© ferienwohnungen.de
Aussicht auf Wasserspiele des Peterhofs
Aussicht auf Wasserspiele des Peterhofs© ferienwohnungen.de

Im Inneren wurde uns bewusst, wie prächtig die Herrschenden zur damaligen Zeit residierten. Tanzsaal, Thronraum, Schlafgemach und Speisezimmer zeugen von einem Prunk, den man sich heute kaum noch vorstellen kann. Da wäre ich als Bär gerne dabei gewesen! Allerdings war Bärenfleisch damals eine Delikatesse. Oh, dann lieber nicht!

Im Sommer hielten sich die Zaren hier auf, im Winter residierten sie im Winterpalast, der Eremitage, im Herzen von St. Petersburg.

Pause vor der Eremitage
Pause vor der Eremitage© ferienwohnungen.de

Diese ehemalige Residenz der Zarenfamilie ist heute eines der größten Kunstmuseen der Welt. Hier sollen in mehr als 350 Sälen etwa 65.000 Exponate der Weltkultur ausgestellt sein. Insgesamt lagern rund 3 Millionen Artefakte in den Archiven. Natürlich ist auch dieser Palast UNESCO-Weltkulturerbe (Eintritt ca. 9,00 Euro). Neben Möbeln der Zarenfamilie gibt es Gemälde und Skulpturen aus aller Herren Länder zu bestaunen. Der Komplex besteht aus mehreren verbundenen Gebäuden, in denen man sich durchaus verlaufen kann.

Gemäldeausschnitt mit Engelchen eines flämischen Meisters
Gemäldeausschnitt mit Engelchen eines flämischen Meisters© ferienwohnungen.de

Während meine Exsozia die flämischen Meister bestaunte und Thomas einen Blick für perfekt geformte Statuen hatte, flirtete ich mit den süßen Engelchen.
Leider gingen auch für mich die drei Tage in St. Petersburg viel zu schnell vorbei. Wir haben eine Menge gesehen, jedoch nur einen Bruchteil der schönen Stadt. Daher heißt es, irgendwann noch mal wiederkommen!
Meine Empfehlung: Wenn Ihr Gelegenheit habt, besucht St. Petersburg! Es lohnt sich!

Ulla auf dem Motorrad vor der Eremitage
Ulla auf dem Motorrad vor der Eremitage© ferienwohnungen.de

Nach dem Bepacken der Motorräder ging es zum Abschied noch einmal an der Eremitage vorbei, bevor meine Begleiter ihre Bikes über die E 20 zur estnischen Grenze nach Narva lenkten. Nach einer Stunde Grenzabfertigung waren wir wieder im „Westen“, in Estland.

Der Urlaubär in Narva (Estland)
Der Urlaubär in Narva (Estland)© ferienwohnungen.de

Über die Baltischen Länder berichte ich Euch dann in nächsten Teil meiner Beitragsserie.

Weiterführende Links

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2 Gedanken zu “Mit dem Motorrad rund um die Ostsee

  1. Danke für diesen wirklichen inspirierenden Blogeintrag zu deiner Motorradreise! Toll, wie viel man mit dem Motorrad landschaftlich sehen kann. Meine Frau plant auch gerade ihre Motorradreise durch Österreich und die Schweiz und recherchiert gerade nach passenden Hotels für Motorradfahrer. Nach einem ganzen Tag auf dem Motorrad braucht man dann ja ein bisschen Komfort in der Nacht um wieder fit für die Weiterreise zu sein.

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