Sommerurlaub Miedzywodzie 299

Familienurlaub im kleinen Międzywodzie

Ein Erfahrungsbericht

Vorab: Wir sind eine kleine Familie (Eltern 30 Jahre, Kind 2 Jahre) aus einer Großstadt, welche dem Charme der Ostsee erlegen sind und den fast 2-wöchigen Sommerurlaub im kleinen polnischen Ort Międzywodzie (nicht zu verwechseln mit dem bekannten Nachbarort Miedzyzydroje) verbracht haben. Vorab haben wir uns sogar belesen und sind gut gelaunt gestartet.
„Międzywodzie (Heidebrink) besitzt ausgedehnte Strände. Im Winter fast ausgestorben, wird der Ort im Sommer jedoch als polnische Côte d’Azur bezeichnet.“ – Quelle: Wikipedia
Ein Erfahrungsbericht, welcher über die Werbetexte und Hochglanzbroschüren hinaus geht:

Unterkunft

Gewohnt haben wir, na klar, in einer Ferienwohnung direkt an der Promenade, ca. 5min bis zur Ostsee. Allerdings eine vom Anbieter Frosch Ferienhaus, also völlig ohne Zusammenhang zu dieser Seite oder dem Anbieter ferienwohnungen.de.
Das Haus war sehr modern und die Wohnung in hohem Standard. Leider ohne Kaffeemaschine, da sind wir Deutschen wohl die Einzigen, die das wichtig finden. Alternative war der lösliche Kaffee, wer das nicht mag, sollte vorher genau nachfragen, ob eine Maschine in der Ferienwohnung vorhanden ist. Anreise ist ja oftmals Samstag Abend, sodass man dann nur hoffen kann, dass notwendige Utensilien in der Wohnung vorhanden sind. Spülmittel, Toilettenpapier, Geschirrtücher, Spülmaschinentabs/-salz etc. nur mal als Stichpunkte genannt. Wir hatten das Glück nicht. Was uns zum nächsten Punkt führt.

Familienurlaub Miedzywodzie - Sommerurlaub Miedzywodzie 223
Sommerurlaub Miedzywodzie 223

Einkaufsmöglichkeiten

In solchen kleinen Städten gibt es keine Supermärkte, sondern nur kleine „Tante-Emma-Läden“ (Sklep), welche das Nötigste haben. Nutella zum Beispiel ist teuer wie Gold und auch nicht unbedingt zu haben. Unsere Kleine möchte das gern zum Frühstück essen, das ging dann nach 1 Woche nicht mehr. Die beschriebenen Spülmaschinentabs oder -salz konnte man auch nicht auftreiben. Abhilfe schafft nur die Fahrt in eine benachbarte, größere Stadt. Da der Pole offensichtlich hauptsächlich Zelt- bzw. Campingurlaub favorisiert, welches Selbstversorgung beinhaltet, ist in den Supermärkten die Hölle los.
Das war eher nicht so angenehm und so haben wir den Einkauf in den kleinen Lädchen vorgezogen, wo es nur ging. Wo man gleich beim nächsten Thema ist.

Verständigung

Es ist allgemein bekannt, dass in Polen (auch auf Grund des Nationalstolzes) erst einmal grundsätzlich nicht Deutsch gesprochen wird. Man muss also polnisch „können“. Zumindest ein paar „Türöffner“. Meine Freundin war mehrere Monate an der Universität in Breslau und kann daher schon ein paar Sätze, welche dann sogar mal Verkäufer/Verkäuferin lächeln lassen. Dennoch hat man wirklich das Gefühl, dass man endlich einfach mal irgendwann bitte polnisch sprechen lernen soll. Wenn man plump und ohne „Dschen dobry“ (Tag schöne, also Guten Tag) in ein Geschäft stolpert und seine Brötchen auf Deutsch bestellt, dann kann man auch eigentlich gleich wieder Rückwärts raus gehen, so zumindest die Mimik, die einem entgegen schlägt.
Ist man nun in einem kleinen Dorf mit kleinen Läden und kann sich gar nichts selbst kaufen, sondern alles muss hinter der Ladentheke geordert werden, dann kann dies wirklich zur Herausforderung werden. Englisch ist auch kein besserer Tipp übrigens.

Freizeitaktivitäten

Der erschreckendste Teil des gesamten Erfahrungsberichtes. Fast der gesamte Ort ist Spielstraße/Fußgängerzone und es treiben sich zahllose Menschen auf den Straßen rum.
Wir waren sowas von begeistert, als wir dort angekommen sind. Tretautos sausen durch die Straßen, Kinder rennen mit Eis durch die Gegend und Väter trinken ein Büchsenbier am Straßenrand. Urlaub!
Das große Aber an der Sache ist, dass sich bei genauerem Hinsehen eins feststellen lässt: Jede Straße ist völlig identisch: Gofry (Waffeln), Nalnasniki (Plinse), Desery (Eis), Spielhalle, Klamotten, Souvenierladen, Gofry, Nalnasniki, usw….
Endlos wiederholt. Jede Straße. Schon am 2. Abend dachten wir, wir haben uns verlaufen und sind immer im Kreis unterwegs. Nein, wir hatten alles gesehen, alles gegessen und alles satt. Womit sich der Kreis zum nächsten Thema schließt.

Essen

Wie schon beschrieben sind ein Großteil der Besucher des kleinen Ortes nicht in Hotels (diese klassischen großen 5-Sterne Wellness&Spa-Hotels gibt es in dem kleinen Ort Międzywodzie nicht) sondern auf Campingplätzen oder in Holzhütten beheimatet und somit Selbstverpfleger. Wollte man das zumindest abends nicht, so wie wir, konnte man durch die Straßen ziehen und Ausschau nach etwas leckerem halten.

Sommerurlaub Miedzywodzie 048
Sommerurlaub Miedzywodzie 048

Das Problem an der Sache ist, dass es kaum Auswahl gibt. Bleibt man auf den Straßen, bleibt man beim FastFood. Als einzige wirklich ausgewählte und sehr leckere Lokalität muss ich definitiv die „Salsa Bar“, direkt auf dem Deich empfehlen. Als große Ausnahme konnte die Bedienung ein Lächeln und bei der Bestellung mit polnischer Karte helfen. Die Kinderecke und das WLAN haben dort die Sache rund gemacht.
Ansonsten war das Verpflegungsangebot eher nicht zu empfehlen und irgendwie enttäuschend. Beispielhaft Mozzarella ins Fladenbrot, ab in den Toaster und das 1cm hohe Endprodukt auf den Plasteteller gelegt und für 4€ (16Zloty) verkauft. Man unterstellt ja immer Touristenabzocke etc. aber dies war nicht der Fall. Es war einfach so und offensichtlich war es normal.

Strand

Der eigentliche Grund, weshalb man in den Sommerurlaub an die Ostsee fährt. Feiner Sand, endlos flache Ostsee mit zahlreichen Rettungsschwimmern die scharf wie die Rottweiler auf ihren Türmen aufpassen. Da kann wirklich nichts passieren! Sehr vorbildlich.
Aber auch hier gibt es etwas zu beachten: Es scheint üblich zu sein, dass man sein Claim mit einem Windschutz absteckt. Wer dies nicht tut, wird eingebaut. Komplett. Ab dem 2. Tag hatten wir auch so ein Teil und mussten uns die Quadratmeter, die wir zum Buddeln brauchten, abstecken. Direkt an den eigenen Windschutz baut der Nachbar.

Wild rumrennen oder irgendetwas spielen ist nicht möglich. Maiskolben, Popcorn oder ähnliches direkt am Strand kaufen aber schon, die fliegenden Händler sind pausenlos im Einsatz. Wenn man lange blieb, konnte man auch wundervolle Sonnenuntergänge beobachten. Die Belohnung für diese zahlreichen Enttäuschungen.

Preise

Polen hat ja vor allem den Vorteil, dass es relativ preisgünstiger Urlaub für Deutsche sein kann. Das ist nicht immer der Fall. Der Liter Diesel kostete so viel wie zu Haus, der Espresso umgerechnet auch 2€. Ein paar Anhaltspunkte:

  • Heilbutt, Forelle, Apfelsaft, Fanta, Mojito in einem Restaurant in Misdroje an der Promenade, gute Lage, entspannt, super: 78 Zloty (~21€, beim Kurs von 3.7)
  • Doppelter Espresso, Plins mit Nutella in der Fußgängerzone in kleinem Straßencafé: 26 Zloty (~7€, beim Kurs von 3.7)
  • Caipirinha in der „Salsa Bar“: 13 Zloty (~3.50€, beim Kurs von 3.7)

Fazit

Alles in allem sind wir irgendwie enttäuscht gewesen. Die Freizeitaktivitäten sind nach 2 Tagen erschöpft gewesen. Das Essen hat es nicht raus gerissen und die gedrungene Atmosphäre am Strand, die Eintönigkeit und die hauptsächlich unfreundliche Art der dort angestellten Ferienaushilfskräfte (Spekulation!) machen es wirklich nicht leicht diesen Ort in der Hauptsaison weiter zu empfehlen. Die 1.500€ (2 Erwachsene + 1 Kind für 10 Tage mit Selbstverpflegung) hätte man besser nutzen können. Wir sind vorzeitig abgereist …

2514

6 Gedanken zu “Familienurlaub im kleinen Międzywodzie

  1. Preislich gesehen hätte ich jetzt geschätzt, dass es günstiger gewesen wäre. Schade das der Urlaub nicht so toll war 🙁

  2. Ich danke für diese wertvollen Informationen, wir waren in Krakau, es war nicht billig, aber sehr schöne Stadt und nette Leute, viele von ihnen sprechenDeutsch. Grüße
    Tania aus Österreich

  3. Drei Jahre später, aber vielleicht immer noch aktuell für einige Urlaubsort suchende.
    Es gibt auf der Insel Wollin, auf der der oben beschriebene Ort sich befindet, einen sehr schönen Nationalpark, es gibt überall Möglichkeiten wunderbar die Natur zu entdecken. Oder viele andere Aktivitäten va.mit Kindern zu unternehmen.
    Man sollte sich VORHER nur informieren.
    Wir wohnen nahe der deutschen Seite von Usedom, und fahren regelmäßig “ rüber“ , da man dort mehr erleben kann, und unsere Besucher vom deutschen Usedom den Eindruck hatten, es sei „rentnerhaft“.
    Was die Freundlichkeit der Polen betrifft kann ich nur betonen, dass das Gegenteil der Fall ist, es kommt natürlich darauf an , was man selbst ausstrahlt…“ wie es in den Wald hineinragt, so Schallt es wieder hinaus….“
    Der Bericht ist meiner Meinung nach irreführend und zeugt lediglich von mangelnder Gabe des Autors sich zu informieren oder zu beschäftigen.
    Letzte Anmerkung: die deutschen Strände sind hier teilweise noch überfüllter. Wenige Meter weiter gibt es km lange leere Strände, nur ohne badeaufsicht.

  4. „Es ist allgemein bekannt, dass in Polen (auch auf Grund des Nationalstolzes) erst einmal grundsätzlich nicht Deutsch gesprochen wird.“
    Das ist totaler Quatsch! Nach einem „dzień dobry“ kann man ohne Schwierigkeiten fragen, ob die Verkäuferin auch deutsch spricht. Unfreundliche Servicekräfte haben wir selten angetroffen, was vielleicht auch an unserer Art liegt…
    Wenn ich ins Ausland fahre, weiß ich vorher was der Sprit kostet (aktuell Auchan Szczecin Diesel 4,13 E95 4,20 Kurs 4,24 und damit 10 bzw. 25cent weniger als daheim) und informiere mich, was mich im Ort erwartet.
    Egal, wir hatten in Miedzywodzie zu zweit einen 4+2Personen Bungalow in der Hauptsaison für 30Euro je Nacht. Ausflüge nach Swinoujscie und Miedzyzdroje (u.a. Leuchtturm und Wisentgehege) ließen auch nach 2 Tagen am Strand rumliegen keine Langeweile aufkommen. Naja, wer nicht will…

  5. Ich muß da auch widersprechen. Wir waren mehrfach in den letzten vier Jahren an dieser Küste, 2 mal davon in Miedzywodzie und auch schon in Miedzyzydroje. Wenn man sich ein wenig bemüht wenigstens die Tageszeit in der Landessprache zu sprechen, sowie Bitte und Danke zu sagen kommt man gut durch und wird auch freundlich behandelt. Wie fast überalleim Ausland übrigens. Volle Supermärkte sind in den Ferienregionen Europas auch nichts besonderes.
    Zu Essen gibt es in Miedzywodzie viel und reichlich, vom Snack bis zum Menue. Von Swinemünde bis Kohlberg kann man sehr viele interessante Dinge und Orte entdecken. Da muss sich sich nur ein wenig vorbereiten. Wir fahren dieses Jahr wieder voller Freude dahin.

Die Kommentarfunktion ist deaktiviert.